tacuisses

worüber nicht gesprochen aber doch geschrieben werden sollte. Bildung, Werte, Gesellschaft - was uns weiterbringt.

Dienstag, Oktober 17, 2006

 

Pofalla hat unrecht: Papst sucht Dialog!

Der Generalsekretär der CDU, Herr Pofalla, sagte zu den Reaktionen der einiger Muslime zu der Vorlesung des Papstes in Regensburg: "alle die ihn (den Papst) nun angreifen, wollen keinen Dialog, sondern einen eingeschüchterten, mundtoten Westen." Diese Ansicht kann ich leider nicht unterstützen, im Gegenteil. Ich sehe in diesen Angriffen durchaus gerade den Dialogbedarf ausgedrückt. Die Forderung nach einer Entschuldigung ist im Wesen erst einmal das Bedürfnis nach Klärung. Die Vorlesung ist die aus meiner Sicht anspruchsvollste Rede, die der Papst auf seiner Reise in Deutschland gehalten hat. Wir alle dürften bei weitem nicht zu einem vollen Verständnis in der Lage sein, allein schon weil uns der theologische Hintergrund fehlt, die Weisheit und die vielfältigen Facetten nur durch das Lesen oder Hören dieser Rede zu begreifen. Und wenn es uns teilweise engagierten und bewußten Christen oder doch zumindest in diesem kulturellen religiösen Hintergrund aufgewachsenen gebildeten Menschen nicht zum tiefsten Verständnis, dann müssen wir auch die Toleranz und das Verständnis für Andersgläubige aufbringen, die hier noch größere Distanz in der Kultur und noch weniger Wissen über das Denk- und Glaubensgebäude mitbringen. Selbstverständlich lehne ich die Ausschreitungen jedweden religiösen Fanatismus ab - in jeder Religion. Das betrifft nicht nur diejenigen, die die Ausschreitungen, den Terror begehen, sondern auch diejenigen, die dazu anstiften und sei es nur implizit durch das Fordern von Entschuldigungen, die formuliert sind wie Beschuldigungen. In dieser Situation ist jedoch dazu gar nicht angestiftet worden. Mit scheint es so, daß hier nur über einen - wenn auch nicht unbedeutenden Ausgangspunkt, der sicher absichtlich gewählt wurde - gerungen wird. Etwas, wo der Islam mit seinem eigenen Weltbild nicht mit sich im Reinen sein mag. Wo in der öffentlichen Diskussion der Muslime untereinander derzeit doch eigentlich auch der Gedanke kommen muß: da fehlt das geistige Oberhaupt, da ringen verschiedene Kräfte um die Autorität, da liefert der Papst als klare, anerkannte und als solche bewunderte und geliebte Autorität einen Punkte des Anstosses and dem sich diese Kräfte reiben können für die eigenen Mängel.

Der Papst hat sich und damit die katholische Kirche deutlich mit seinen Predigten in Deutschland positioniert. Er hat ein stringentes Glaubensgerüst, das er sowohl in einfachen, eindrücklichen wie emotionalen Worten und Gesten für jeden erfahrbar macht wie auch in einer erstaunlichen Klarheit, Schärfe und Tiefe intellekutell und geistig nahezu unangreifbar vertritt. Wir können froh und stolz auf einen solchen Papst sein und sicher sein, daß er hier auch als unsere Stimme spricht. Aber wir sollten auch klar sehen: der Papst macht damit keine Politik und erhebt auch keinen Anspruch darauf. Er weiß, daß es dem Wesen des christlichen nicht entspricht und hat in seiner Rede darauf verwiesen, daß der gläubige Christ auch über andere Mittel verfügt zur Wahrheitsfindung und damit zur richtigen Tat. Deshalb lehne ich jede Nutzbarmachung der Auseinandersetzung der Muslime um den Papst für politisches Machtkalkül und Arroganz ab und rufe dazu auf, daß auch wir uns dazu nicht hergeben.

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